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Fuggerei Augsburg: Die älteste Sozialsiedlung der Welt

Fuggerei Augsburg: Die älteste Sozialsiedlung der Welt

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Dürfen wir Ihnen eines der Highlights der Stadt Augsburg vorstellen? Die Fuggerei, das wohlbekannte Herzstück des historischen Erbes der Friedensstadt Augsburg. Sie erzählt eine einzigartige Geschichte, die ihren Anfang im 16. Jahrhundert nahm. Der Kaufmann Jakob Fugger stiftete die Sozialsiedlung in der Jakobervorstadt, und damit in sehr zentraler Lage. Auf der einen Seite sollte die Stiftung dem Seelenheil der Familie Fugger dienen. Auf der anderen war sie außergewöhnlich, gerade zu damaligen Zeiten, unter anderem im Hinblick auf Konzeption, Größe und Zweck. Erfahren Sie im Rahmen unserer Reihe „Schönes Augsburg“ mehr über die Fuggerei und warum sich ein Besuch definitiv lohnt!

Die Geschichte und Entstehung der Fuggerei

Als Wohnsiedlung für unverschuldet in Not geratene Bürger Augsburgs wurde die Fuggerei am 23. August 1521 von Jakob Fugger gestiftet. Errichtet wurde sie von 1514 bis 1523, und sie umfasst 52 Wohnungen und zwei Stockwerke in insgesamt sechs Gassen. Für die Verhältnisse des 16. Jahrhunderts wurde sie großzügig geplant und umgesetzt. Das Konzept der Sozialsiedlung war für von Armut bedrohte Handwerker und Tagelöhner, die durch Krankheit keine Einnahmen mehr erzielen konnten, gedacht und zur Verfügung gestellt worden. Die Jahreskaltmiete betrug einen Rheinischen Gulden (heute in Euro umgerechnet 88 Cent). Sobald sich der Bewohner wirtschaftlich und gesundheitlich erholt hatte, und so seinem Berufstand wieder nachgehen hatte konnte, musste dieser die Siedlung verlassen.

Jakob Fugger – Der Stifter

Jakob Fugger (06. März 1459 bis 30. Dezember 1525) galt während der letzten drei Dekaden seines Lebens als der bedeutendste Kaufherr und Bankier in ganz Europa. Der Wohlstand des Familienunternehmens gründet hauptsächlich auf dem Baumwollhandel mit Italien. Jakob Fugger selbst begann seine Ausbildung im Alter von 14 Jahren in Venedig, unterstützte die Habsburger und finanzierte den Aufstieg Kaiser Maximilians mit. Bei seinen Brüdern Ulrich und Georg fand Jakob Fugger seine letzte Ruhestätte in der Fuggerkapelle St. Anna.

Eine günstige Unterkunft für Bedürftige

Die Fuggerei bot bis ins 20. Jahrhundert vor allem für Familien mit mehreren Kindern Zuflucht. Nach dem Willen des Stifters war der Einzug in die Sozialsiedlung „würdigen Armen“ vorbehalten. So konnten weder Bettler noch Hausierer um eine Aufnahme in die Siedlung bitten. Damit die Bewohner so günstig wohnen konnten, sprachen sie dafür täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie Fugger – das wurde sogar im Mietvertrag festgehalten. Zusätzlich sollten sie sich für das Gemeinwohl einsetzen und sich beispielsweise an der Gartenpflege beteiligen.

Auch heute wird die Fuggerei noch bewohnt

Die Aufnahmekriterien in die Fuggerei sind noch immer dieselben; weder Herkunft noch Alter oder Familienstand geben den Ausschlag. Auch heute gilt: wer in der Fuggerei wohnen möchte, muss katholischer Augsburger mit einem guten Leumund sein. Die Jahreskaltmiete hat sich ebenfalls nicht verändert, denn sie beträgt tatsächlich nach wie vor 0,88 Euro. Die Nebenkosten von 85 Euro sind erst seit 2013 von den Mietern selbst zu tragen. Das Stiftungsvermögen fungiert bis heute als die nahezu alleinige Finanzierungsquelle, wobei der Tourismus inzwischen ebenfalls zur Finanzierung beiträgt.

Besonderheiten, Erweiterungen und Neuerungen

Bis 1973 wurde die Fuggerei auf zwischenzeitlich erworbenen angrenzenden Trümmergrundstücken um etwa ein Drittel auf heute 67 Häuser mit insgesamt 140 Wohnungen erweitert. Dadurch kamen zu den vormals sechs Gassen zwei weitere hinzu. Alle Wohnungen der Fuggerei haben 60 Quadratmeter und einen eigenen Eingang. Viele der Wohnungen in den unteren Stockwerken bieten Zugang zu einem eigenen kleinen Garten. In den oberen Stockwerken steht den Bewohnern ein Speicher zur Verfügung. Die Fuggerei gilt als „die Stadt in der Stadt“ – mit Stadtmauern, eigener Kirche und mehreren Stadttoren. Einer der berühmtesten Bewohner von 1681 bis zu seinem Tod im Jahre 1694 war Franz Mozart, der Urgroßvater vom weltbekannten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.

Die Fuggerei – ein sehr beliebtes, touristisches Ziel in Augsburg

Die Fuggerei gilt als eines der beliebtesten touristischen Ziele der Stadt Augsburg. Seit dem Jahr 2007 gewährt eine komplett eingerichtete Schauwohnung in der Ochsengasse einen Einblick, wie Fuggereibewohner heute leben. Zu besichtigen gibt es auch eine Wohnung im Originalzustand im Stil des 18 Jahrhunderts, die letzte seiner Art.

Besuchen Sie die Fuggerei und das täglich geöffnete Museum. Es lohnt sich! Erfahren Sie mehr über die Fuggerfamilie, Details zur Geschichte und der Bauweise und über den Erhalt der Sozialsiedlung. Wer genau hinsieht, entdeckt womöglich auch einige kunsthistorische Elemente, wie zum Beispiel den Faun am Markusplätzle.

Erfahren mehr über Augsburg und ihre schönsten Sehenswürdigkeiten im Rahmen unserer Reihe „Schönes Augsburg„.


(Cover-Bild: © XtravaganT / fotolia.com)

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